INTEGARTION DURCH GANZHEIT

Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung

als Beitrag zu einem gelingenden Ankommen in Deutschland

Wir erwarten von den Menschen, die zu uns kommen und bei uns leben wollen, dass sie „sich integrieren“. Dass sie alles ihnen mögliche tun, um ein Teil dieses Landes zu werden. Dazu zählt an vorderster Front das Erlernen der deutschen Sprache, sowie das Kennenlernen und Akzeptieren „unserer“ Kultur, Normen und Werte. Menschen mit gefestigter Identität werden sich von selbst integrieren. Denn dazu zu gehören, ein Teil eines größeren Ganzen zu sein, ist ein zutiefst menschliches, soziales Bedürfnis.

Doch Integration bedeutet nicht nur Teil eines neuen Ganzen zu werden, sondern auch, das Neue in das eigene Selbst zu integrieren.

Alle Schüler der Übergangsklasse müssen in den ersten Monaten ihres Ankommens in Deutschland viel bewältigen:

Das Verlassen der Heimat, das Zurücklassen von vertrauten Menschen und Orten, die Trennung von Familienmitgliedern und Freunden hinterlässt eine Lücke. Etwas fehlt, ein Teil dessen, was zu ihnen gehört hat, ist nicht mehr da. Hinzu kommen bei vielen Schülern traumatische Erfahrungen von Gewalt, Bedrohung und Tod.

Gleichzeitig sind die jungen Migranten mit einer überwältigenden Flut von Neuem konfrontiert: Sprache, Wohnung, Umgebung, eine neue Stadt, eine neue Schule, oft neue familiäre Umstände - um nur einiges zu nennen.

Integration beginnt im Inneren: Die Jugendlichen müssen die Verluste, die traumatischen Erlebnisse und die neuen, fremden Erfahrungen in ihr Selbstbild integrieren. Müssen sich zunächst wieder als Ganzheit wahrnehmen und ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden können. Um diesen Prozess zu unterstützen kann vieles hilfreich sein. Doch kaum etwas ist so unmittelbar, so direkt und einfach wie die eigene körperliche und sinnliche Wahrnehmung.

Hier setzten wir mit unserem Projekt an: 

Gabriele Lehner ist Schauspielerin mit zehnjähriger Bühnenerfahrung, Rhythmik- und Bewegungspädagogin. Seit vielen Jahren ist sie als Kursleiterin für Rhythmik und Qigong mit Kindern tätig. Darüber hinaus arbeitet sie mit Erwachsenen als ausgebildete Kursleiterin in Kum-Nye (Tibetischem Heilyoga) und Zapchen Somatics, einer bewährten Methode der Selbstfürsorge und Psychohygiene, als begleitendes Verfahren in Psychotherapie und Traumatherapie und als Burn-out Prophylaxe. Zapchen und Kum-Nye unterstützen durch Bewegung und Spiel die Fähigkeit des Einzelnen zur Selbstregulation und Selbstheilung.

In 11 neunzigminütigen Kurseinheiten konnten die Jugendlichen spielerisch ihre Grenzen erfahren und ausweiten, die Aufmerksamkeit auf Sinneswahrnehmungen lenken, Vertrauen zu sich und anderen fassen,  ihr (körperliches) Gleichgewicht und die (physische) Stabilität aufs Spiel setzen und wiedergewinnen, in einem Rhythmus von Aktivität und Ruhe aus sich heraus gehen und wieder zu sich finden. Dazu bedurfte es keiner Sprache. Und dennoch wurde gleichzeitig die sprachliche Kompetenz gefördert, denn es entstand das Bedürfnis, über das Erfahrene zu sprechen, Empfindungen zu benennen, sich auszutauschen.

Wir danken dem Kinderschutz e.V. und der Lichterkette, die dieses Projekt durch ihre Spende ermöglicht haben!